Neue Weine aus neuen Rebsorten
„Andere Rebsorten“ und „andere Weine“ sind im Kommen.
Möglicherweise sind es die neuen mediterranen Weinprofile und die dunkelroten, kräftigen Rotweine, die die „Neuen Weine“ immer beliebter machen.
Noch ist es eine kleine Nische – doch immer mehr Weinfreunde entdecken und begeistern sich für die „Neuen Weine“. Wir meinen mit „Neue Weine“ aus „anderen Rebsorten“, die Weine die aus sogenannten pilzwiderstandsfähigen Rebsorten sind.
Die Idee ist gut: Neue Rebsorten, die resistent gegen Pilz-Krankheiten sind ermöglicht eine Zukunft ohne Pflanzenschutzmittel bzw. mit sehr wenig. Die „Neuen Rebsorten“ sind klassisch gezüchtet und damit nicht gentechnisch verändert.
Es ist was Neues: Die Weine aus der „anderen Sorten“ sind absolute Vielfalt in Geschmack und Stilistik. Es gibt sie sortenrein ausgebaut, als Helios, Regent oder Muscaris oder als Cuveés mit Namen wie Granat, „Léon Millot und Maréchal Foch“, Crystall oder Bacat. Die Entdeckungsreise ist spannend und voller neuer Geschmackserlebnisse.
Der Geschmack der Weine ist gut: Es gibt mittlerweile eine Vielzahl neuer Sorten, die sehr unterschiedliche Weine mit sehr unterschiedlichem Charakter ergeben. Es gibt viel zu entdecken vom leichten „Helios“ bis zum aromatischen „Muscaris“. Bei den Rotweine herrscht ein große Vielfalt, vom samtig fruchtigen „Léon Millot und Maréchal Foch“ bis zum kräftig würzigen „Bacat“. Die Rotweine begeistern durch ihre kräftige rote Farbe und die mediterranen Geschmacksbilder.
Da es viele Fragen zu den Weinen aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten gibt, haben wir hier etwas Hintergrundinformation, unsere Sichtweisen und Erfahrungen zusammengestellt.
- Was sind Piwis und zu was braucht es diese „anderen Rebsorten“?
- Die „anderen Rebsorten“ und „anderen Weine“ – Eine kleine Beschreibung und unsere Erfahrung –
- Auch die Fachzeitschriften, wie die „Meinigers Weinwelt“ berichten über die Piwis.
- Zum selbst Probieren haben wir ein Probepaket „Besondere Weine“ für Sie zusammengestellt.
- Es tut sich etwas: ein Plädoyer für Rebsorten der Zukunft, Zukunftsweine, Piwis (März 2022)
Was sind Piwis und zu was braucht es diese „anderen Rebsorten“?
Wenn Sie unsere Preisliste studieren, werden Sie neben den bekannten Rebsorten Grau- Weiß-, Spätburgunder usw. auch Namen finden wie Helios, Johanniter, Léon Millot, Bacat ….
Es geht nicht darum, traditionelle Sorten zu diskreditieren. Die neuen, pilzwiderstandsfähigen Sorten sollen eine Alternative darstellen. Beide Arten können nebeneinander existieren. Die Bezeichnung Piwis leitet sich aus Buchstaben in pilzwiderstandsfähigen Sorten ab.
Woher kommen die neuen Sorten?
Das Weinbau-Institut in Freiburg hat z. B. vor 30 bis 40 Jahren mit der Züchtung solcher Rebsorten angefangen. Für die besten Sorten sucht das Weinbauinstitut interessierte Betriebe, die sich auf das Experiment einlassen und in ihren Weinbergen solche Reben pflanzen, sowie Erfahrung beim Ausbauen und Verkaufen solcher Weine sammeln, um herauszufinden, wie sich solche Sorten in der Praxis bewähren.
Wir haben über 20 verschiedene pilzwiderstandsfähiger Rebsorten im Anbau: die über hundert Jahre alten Sorten Léon Millot und Marchéchal Foch, oder die neueren Sorten wie Regent, Cabernet Carbon, Cabernet Cortis, Monarch, Baron, Prior, Cabernet Carol, Muscaris, Helios, Johanniter, …
Was meint man mit pilzwiderstandsfähig?
In allen europäischen Weinbauregionen kommen Mehltau- bzw. Pilzkrankheiten vor. Diese befallen alle traditionellen Rebsorten wie Spätburgunder, Riesling, Chardonnay usw. Ein solcher Pilzbefall kann die Traubenernte total vernichten. Im 19. Jahrhundert wurden diese Krankheiten von Nordamerika nach Europa eingeschleppt, davor musste man Reben nicht spritzen.
Es gibt alte und neue Rebsorten, die mehr oder weniger resistent gegen die Pilzkrankheiten sind. Die Vorteile liegen auf der Hand, weniger oder kein Pflanzenschutz, weniger Durchfahrten, weniger Bodenverdichtung.
Wie schmecken Weine aus diesen „anderen Rebsorten“?
Insbesondere bei den Rotweinsorten überzeugen die PIWIs mit ihrem romanisch-mediterranen Geschmacksprofil. Oft sind mediterran orientierte Weinfreunde überrascht „Ich konnte kaum glauben, dass dies ein deutscher Rotwein ist“.
Teilweise erinnern sie an bekannte Rebsorten und Geschmackserlebnisse, teilweise schmecken sie ungewohnt und haben ihren ganz eigenen Charakter. Auf jeden Fall, sind es sehr spannende und sehr vielfältige Geschmackserlebnisse. Aber das ist es ja auch das, was man haben möchte, neue charaktervolle Weine.
Die „anderen Rebsorten“ und „anderen Weine“ – Eine kleine Beschreibung und unsere Erfahrung –
Weißweinsorten
• Helios – leicht und beschwingt –
Der „Helios“ hat eher normalgroße bis kleinere Trauben – in der Reifephase zeigt er sich lange unscheinbar und gräulich, erst bei Vollreife zeigen sich die Beeren mit einer schönen gelblichen Farbe. Helios ist eine weiße Rebsorte und eine neuere Züchtung des Weinbauinstitutes in Freiburg.
Der „Helios“ zeigt gute Resistenz gegen falschen und echten Mehltau, deutlich besser als der Regent. Helios ergibt im Vergleich zu den Burgunder-Sorten einen etwas leichteren Wein.
Er ist fruchtig, saftig, und hat einen feinen eigenständigen, angenehmen Duft. Der „Helios“ ist sehr süffig und ist ein guter Begleiter von leichter Sommerküche – oder einfach zum „Solo- Trinken“.
Helios 2019:
Florales vermählt sich mit Fruchtigem! Der Wein hat sich sehr schön entwickelt und zeigt Aromen nach Zitrus und feiner Grapefruit (jedoch keine bittere Grapefruit!). Der Wein ist kraftvoll und ausdrucksstark, ohne seine Finesse zu verlieren.
• Muscaris – duftig & sehr aromatisch
Der „Muscaris“ geht unter Anderem aus den bekannten Züchtungspartner Solaris und Muskateller hervor.
Der „Muscaris“ erinnert im Duft und Geschmack sehr an den Muskateller und so ist der Name durch die Kombination von Muskateller und Solaris entstanden. Auch der Muscaris ist sehr kräftig im Wuchs. Die Trauben und auch die einzelnen Beeren sind relativ groß. Bei voller Reife sind die Trauben goldgelb, sehr aromatisch und haben hohe bis sehr hohe Mostgewichte. Die Weine sind intensiv bukettiert, erinnern an Muskat und können eine angenehme leicht rauchige Note haben.
Sie sind kräftig und stoffig mit einer markanten Säure. Der Muscaris kann sehr gut als Süsswein ausgebaut werden. Die hohen Mostgewichte und die duftige, sehr aromatische Art, kombiniert mit der markanten Säure, ergeben ein spannendes Geschmackserlebnis.
Beim Muscaris haben wir etwas experimentiert. Es gibt ihn trocken, als süße Auslese oder 2018 erstmals lieblich.
Rotweinsorten
• Regent – dunkel und kraftvoll –
In Deutschland ist „Regent“ die erste aus der Resistenzzüchtung hervorgegangene Rotweinsorte, die für die Qualitätsweinerzeugung zugelassen wurde. Regent wird gerne als Vergleichssorte verwendet, um neuere Züchtungen einordnen zu können – resistenter – weniger resistent wie Regent – ist die Frage. Das bedeutet für uns, dass wir in der Vergangenheit als wir die Neuzüchtungen im Versuchsanbau gepflanzt haben, immer eine Zeile Regent pflanzen mussten.
Unsere Erfahrung nach ist „Regent“ resistent gegen falschen und echten Mehltau – aber es gibt mittlerweile Neuzüchtungen die sind noch robuster. Regent ergibt sehr farbintensive, kräftige Rotweine. Seit ein paar Jahren machen wir aus dem „Regent“ auch ein Rosé-Wein.
Rosé 2020:
Der Regent-Rosé hat eine kräftig rötliche Farbe – deutlich kräftiger als ein Spätburgunder mit seiner feinen „Lachsfarbe“. Der „Regent Rosé“ besticht durch seine Erdbeer- und Himbeeraromen und durch seine kräftige dichte Art. Er ist würzig, säurearm und kraftvoll – kein Leichtgewicht.
Der „Regent Rotwein“ zeigt sich mit kraftvollen dunkle Beerenaromen. Die Frucht wir getragen von einer würzigen Tannin-Struktur und gibt dem Wein Länge und Körper.
Regent 2009:
Aus dem Glas kommt ein kräftiger Duft nach dunklen Beeren. Im Gaumen präsentiert er sich fruchtig, nach kräftigen Waldbeeren und schwarzer Johannisbeere. Die Tannine sind betont und weich. Ein Wein für Liebhaber!
• Léon Millot und Maréchal Foch – zwei aussergewöhnliche Geschwister – samtig mit dichten dunklen Fruchtaromen –
Die Geschwister Léon Millot und Maréchal Foch sind alte pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Während der „Maréchal Foch“ nach dem französischen Marschall Ferdinand Foch (1851–1929) benannt ist, hat der „Léon Millot“ seinen Namen von einem Winzer und Baumschulgärtner.
Die beiden Sorten wurden 1911 im Oberlin-Institut in Colmar, Elsass, durch den französischen Züchter Eugène Kuhlmann neu gezüchtet. Die Sorten wachsen stark und unbekümmert und ergeben jedes Jahr sehr konstante Erträge mit kleinen bis mittelgroßen Trauben. Außergewöhnlich ist die Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten, somit können wir hier komplett auf Pflanzenschutzmittel verzichten.
Maréchal Foch-Trauben
Die Weine haben eine tiefdunkle Farbe und sind von südländischem Charme. Sie sind im Geschmack samtig, elegant, mit weichen Gerbstoffen, mit einem Strauß an dezenten Fruchtaromen, wie Schwarzkirsche, Brombeere, Holunder und reife tiefdunkle Himbeere.
Gefreut hat uns … Die Weinzeitschrift „Weinwelt 6.2008“ fragte „Sind wir ein Rotweinland?“. Es wurden 500 deutsche Rotweine getestet. In der Liste der besten Rotwein ist der „Léon Millot und Marchéchal Foch 2007“ mit 85 Punkten bzw. mit 2 von 3 Sternen bewertet. Dass die beiden ungewöhnlichen Sorten in den vorderen Rängen auftauchen und mit sehr gut bewertet wurden hat uns sehr gefreut. Der Léon Millot und Marchéchal Foch 2002 wurde schon vor 5 Jahren in der Weinwelt mit sehr gut bewertet und nun hat die Weinwelt geschrieben: „diese elsässische Zuchtsorten hatte wir schon mal, diesmal mehr pflanzlich als fruchtig, immer saftig“.
Léon Millot und Marchéchal Foch:
Der Léon Millot und Marchéchal Foch ist eine Rotwein-Cuvée der beiden Geschwister. Der Wein zeigt sehr schöne dunkle Fruchtaromen und ist samtig und rund. Wer den Wein von früher kennt weiss, das Fruchtige kommt mit der Reife stärker zum Vorschein und ein Tag nach dem Öffnen präsentiert sich der Wein noch dichter und weicher.
Er ist das Chamäleon unter unseren Weinen. Wenn Sie in frisch geöffnet trinken, ist er frisch, mit kräftiger Frucht (Brombeere, Holunder, Erdbeere) und auch mit edlen Charakterkanten und Ecken. Am Tag nach dem Öffnen der Flasche zeigt er sich deutlich weicher, harmonischer und dezent fruchtig. Die Ecken und Kanten sind etwas abgeschliffen. Zu den Fruchtaromen wie Brombeere, Holunder und Erdbeere gesellen sich Aromen von Marzipan und Sauerkirsche. Die jugendliche Fruchtigkeit ist einer weichen samtigen Art gewichen.
Wie ist der BACAT entstanden & warum aus 9 Rebsorten?
Dazu muss man wissen, dass die 9 Rebsorten im Versuchsanbau zeilenweise nebeneinander stehen. Versuchsanbau heißt unter anderem, dass wir bei der Lese die Sorten bewerten müssen: Erntemenge, Öchslegrad, Gesundheitszustand usw.
Die erste Ernte im Jahr 2003 war noch sehr gering. Nachdem die Sorten gewogen und beurteilt waren, standen wir mit 9 halbvollen Behältern auf dem Hof. Am liebsten hätten wir sie alle einzeln ausgebaut. Doch schnell war klar, dass wir darauf eigentlich nicht eingerichtet waren. Wir entschlossen uns, alle neun Sorten gemeinsam zu vergären und auszubauen. Der Wein hat uns sehr gut gefallen und so wurde er, wie er war, gefüllt.
Der Name BACAT „Badisches Cuvée alternativer Traubensorten“ hat sich das Weinbauinstitut überlegt und so kam der Wein dann auch auf die Preisliste. Erste Kunden haben neugierig gefragt, was denn BACAT sei und haben verkostet. Er wurde für gut empfunden und so war er rasch verkauft.
Seither machen wir den Wein in der gleichen Art und Weise. Die „Zufallscuvée“ ist jedes Jahr leicht anders, da je nach Erntemenge der 9 Sorten die Zusammensetzung leicht unterschiedlich ist. Der Bacat 2008 ist ein kräftiger Wein, mit einem sehr typischen Duft nach Schwarzer Johannisbeere. Im Geschmack ist er sehr dicht und tief mit feinen Gerbstoffen. Ein Wein mit viel Kraft und Langlebigkeit!
Bacat 2009: Prämiert als – Best of Freiburger Piwis 2019
Der Wein hat eine kräftige Struktur. Der Cabernet Cortis gibt ihm die pfeffrige Art, die für einen kräftigen Abgang sorgt. Jetzt ist er ideal zu kräftigem Fleisch oder ohne alles, für die, die es kräftig und pfeffrig mögen.
Bacat 2010:
Im Vergleich zu 2009 etwas fruchtiger.
• Cabernet Cortis – der Gehaltvolle – Cabernet Sauvignon Typ –
„Cabernet Cortis“ ist eine der Sorten im „Bacat“, es ist eine besondere Sorte. Im Anbau eher unkompliziert sehr wüchsig und mit guter Resistenz gegen die Pilzkrankheiten. Der Ertrag ist gut und jedes Jahr können wir sehr reife gesunde Trauben mit relativ hohen Mostgewichten ernten.
Das Besondere am „Cabernet Cortis“ sind sein ausgeprägter Cassis-Duft und -geschmack. Die Aromen sind sehr ausgeprägt und schon bei den Trauben ist die würzige Art zu riechen und zu schmecken. Die Weine zeigen eine sehr kräftige Struktur mit kräftiger violett dunkler Farbe und sehr dichten Aromen von schwarzer Johannisbeere.
Im Jungweinstadium zeigen die Weine viele würzige Noten und deutliche Tannine. Die im Jungweinstadium schmeckbaren Tannine sind etwas kantig geben dem Wein eine pfefferige Note. Mit der Zeit und Reife werden die Tannine eingebunden und ergeben langlebige Weine mit viel Struktur und Fülle. „Cabernet Cortis“ gibt langlebige Weine und als Cuveépartner in unserem Bacat gibt er Struktur und Fülle.
Cabernet Cortis 2011: Kräftig, dicht, schwarze Johannisbeere – reife kräftige Tannine
• Monarch – der Fruchtige
Auffällig bei der Sorte „Monarch“ sind die relative große Trauben und der fruchtige Rotweincharakter. Im Anbau ist der „Monarch“ unproblematisch, er ist stark wüchsig und ergibt große und sehr gesunde Trauben. Der „Monarch“ hat eine bessere Resistenz gegen die Pilzkrankheiten als der Regent. Die großen Trauben machen Spaß, bei der Weinlese sind die Ernteeimer schnell voll.
Die Mostgewichte sind nicht ganz so hoch. Der „Monarch“ ergibt Weine mit sehr schönen Fruchtaromen und die Tannine sind eher dezent.
In unserem Rotwein- Cuveé Bacat ist der „Monarch“ für die feinen Fruchtaromen und Wärme zuständig. Er macht ihn rund und weich.
• Prior – feste Beeren – fruchtiger Wein
Der Kreuzungskombination des Priors ist: (Joan Seyve 234-16 * Blauer Spätburgunder) * (Merzling * (Zarya Severa X St. Laurent)) Es ist oft so, dass bekannte Sorten wie Spätburgunder und den St. Laurent mit unbekannten Züchtungspartnern gekreuzt werden. Die einen sind für das Geschmacksbild zuständig, die andern für die Resistenz.
Der „Prior“ zeigt, wie alle Freiburger Neuzüchtungen gute Resistenz.
Auffallend beim Prior sind die kompakten Trauben mit gleichmässigen festen Beeren. „Prior“ gibt fruchtbetonte kräftige Weine und spielt damit in unserem Rotwein-Cuveé Bacat den Gegenpart zu den Cabernet-Typen.